©Sophia Hegewald

Ich bin Lorenz Rommelspacher. Meine Reise beginnt im Winter 1989 im Schwarzwald. Mein Vater war dort Kirchenmusiker und so wuchs ich, umgeben von Instrumenten und der Musik Monteverdis, Bachs, Mozarts und unzähligen anderen Titanen der Musikgeschichte auf. Die Erinnerungen die ich an meine frühe Kindheit habe, sind geprägt von Chorproben, Flöten- , Klavier-, und Hornunterricht und Konzerten.

Einige Jahre später zog meine Familie nach Trier. Ich bekam Klavier-, Gesangs- und Oboenunterricht, spielte im Orchester und sang in den Domchören. Zur Oboe entwickelte ich eine besondere Beziehung, und so begann ich nach meinem Abitur 2008 ein Oboenstudium bei Prof. Armin Aussem an der Hochschule für Musik Saarbrücken, welches ich aber aufgrund eines Unfalls und einer daraus resultierenden Nervenverletzung bald wieder aufgeben musste. 

Ich nahm ein Gesangsstudium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Prof. Kai Wessel auf, sang solistisch und in Ensembles, mit denen ich über einige Jahre hinweg Europas Konzertsäle bereiste. Meinem Bachelorstudium in Köln schloss ich ein Masterstudium an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf bei Prof. Konrad Jarnot an. Während dieser Zeit begann ich mich immer weiter von der “klassischen Gesangswelt” weg zu entwickeln. Ich beschäftigte mich zunehmend mehr mit zeitgenössischer Musik und experimentellen Performanceformaten, was dazu führte, dass ich mein Masterstudium mit einem interdisziplinären, experimentellen Musiktheaterstück abschloss. 

Viel wichtiger als der Abschluss allerdings, war mir der Prozess: Das Arbeiten mit Kolleg*innen anderer Kunstdisziplinen, das gemeinsame Ziehen an einem Strang mit dem Ziel, etwas besonderes zu erschaffen. An dieser Arbeit habe ich viel, sehr viel gelernt. Ich habe herausgefunden, was mir all die Jahre als Sänger so gefehlt hatte — der kreative Prozess. Im Gegensatz zum Sänger*innenberuf, der sich weitestgehend auf das Re-kreieren von Repertoire beschränkt, habe ich erfahren, was es (mir) bedeutet, etwas Neues zu erschaffen.



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Genau ein Jahr, nachdem ich der Robert Schumann Hochschule den Rücken gekehrt hatte, fand ich mich wieder als Student einer Musikhochschule. Diesmal am Conservatorium van Amsterdam, wo ich ein weiteres zweijähriges Masterstudium absolvierte: in Live Electronics und Creative Performance. Dort traf ich auf eine Atmosphäre, die ich vorher nicht gekannt hatte. Meine Lehrer und Mentoren, unter ihnen Jos Zwaanenburg, Marcel Weirckx, Jorge Isaac, Hidde de Jong, Arnold Marinissen und Attie Bauw, brachten mir enormes Vertrauen entgegen und förderten meine Experimentierfreude. In den zwei Jahren entstanden viele neue Stücke, Installationen und Performances. Das Studium schloss ich im Juni 2020 mit Auszeichnung ab.

Inzwischen führe ich als composer-performer fast ausschließlich meine eigenen Stücke auf. Ich arbeite intermedial mit Klang, Projektion, Licht und Performance. Neben meiner künstlerischen Tätigkeit promoviere ich an der Musikhochschule Freiburg in den Fächern Komposition (Prof. Johannes Schöllhorn) und Musikwissenschaft (Prof. Dr. Dr. Michael Fischer), ich habe am Amsterdamer Muziekgebouw mit zwei Kolleg*innen die Experimental-Konzertreihe echoes of nothing aufgebaut und kuratiert und organisiere mit einem Kollektiv in Köln das Festival guterstoff für experimentelle Musik und performance